So langsam wird's mal wieder dringend Zeit für eine größere Reise. Alle Welt ist unterwegs: J., K. und W. touren durch Nordamerika, C. ist in Ostafrika, A. in Moskau und St. Petersburg, eine andere A. ist an meiner US-Uni, meine Schwester ist in Irland. Und ich sitze hier als Strohwitwer in der WG, weil R. in Portugal ist und K. noch bis morgen London unsicher macht.
Ich will hier raus!
Im Juli heiratet ein Freund in Bayern und vielleicht schaffe ich es ja im Oktober zu der Hochzeit einer Freundin in Colorado. Ich brauche dringend andere Luft.
utopolis - 4. Apr, 00:38 - abgelegt in:
Das wahre Leben
Ein interessantes Erlebnis, dieses EU-Auswahlverfahren. Stellt Euch einfach ein Klassenzimmer für 960 Leute vor. Das Drama spielte sich in einer Messehalle ab, in der ich 24 Blöcke mit je 40 Stühlen und Einzeltischen gezählt habe. Aber längst nicht alle der 960 Plätze waren besetzt, aber auch eine nur zu zwei Dritteln gefüllte Halle ist schon recht beeindruckend, das restliche Drittel hatte es von vorneherein aufgegeben und ist erst gar nicht erschienen.
Das Feeling war schon recht europäisch; viele verschiedene Sprachen wurden gesprochen und allein auf dem Weg hin und zurück habe ich jeweils zwei europäische Binnengrenzen passiert, was man zum Glück heutzutage nur noch bemerkt, wenn man genau darauf achtet. Es lebe das Schengen-Abkommen!
Der erste Multiple-Choice-Teil ist berüchtigt dafür, daß selbst Experten mit jahrelanger Berufserfahrung keine Chance haben, ihn zu bestehen. Folgende Frage war typisch für den gesamten Fragebogen:
Under the co-decision procedure, the conciliation committee is made up of representatives of:
a) the European Parliament and the Commission.
b) the Council and the Commission.
c) the European Parliament and the Council.
d) the European Parliament, the Council and the Commission.
Hä? Ja nee, is klar. Eine 75%ige Wahrscheinlichkeit, beim Raten daneben zu liegen. Nicht das Vokabular war das Problem, nur habe ich eben keine Ahnung, was das Mitentscheidungsverfahren im Vermittlungsausschuß ist und welche EU-Organe Vertreter dorthin entsenden. Von 80 Fragen wußte ich genau 5, den Rest mußte ich raten. Und natürlich ist es unglaublich wichtig, das alles ganz genau zu wissen... *kopfschüttel*
Der Logik-Teil war da schon einfacher. Ein paar Tabellen und Textpassagen und man mußte ein bißchen rumrechnen und wahre von falschen Aussagen unterscheiden, um seine Fähigkeiten beim Textverständnis unter Beweis zu stellen.
In der Mittagspause bin ich dann nach Hause gefahren, weil mir das zweieinhalb Stunden Aufsatz schreiben am Nachmittag als sinnlose Zeitverschwendung vorkam. Tja, wird wohl vorerst nix mit einer Laufbahn bei der Kommission. Dann bewerbe ich mich eben direkt bei der Europäischen Investitionsbank...
utopolis - 3. Apr, 21:39 - abgelegt in:
Das wahre Leben
...ist doch das einzig Wahre. Bei der vielen kopflastigen Arbeit zur Zeit tut es richtig gut, sich körperlich zu betätigen. So geschehen heute beim WG-Küchen-Frühjahrsputz. 3 Leute, 3 Stunden (also rechnerisch 9 Arbeitsstunden) und jede Menge Reinigungsmittel, vom Teppich- bis zum Backofenreiniger. Dafür ist jetzt auch alles porentief rein und ich habe das Gefühl, endlich mal wieder wirklich was geschafft zu haben.
Morgen wieder Kopflast beim EU-Eignungstest. Vorhin habe ich mir ein paar Beispielfragen angeschaut und bin kläglich gescheitert. Ich werde wohl doch nur hinfahren, ein paar Kreuzchen machen und den Test dann abbrechen. Dann kann ich mir wenigstens nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben.
utopolis - 28. Mär, 22:28 - abgelegt in:
Das wahre Leben
Noten vertuschen nämlich die Unfähigkeit des Lehrers, seinen Schülern etwas beizubringen.
Quelle: Robert M. Pirsig, Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten
utopolis - 27. Mär, 23:31 - abgelegt in:
Fundstuecke
Vom heutigen Superwahlsonntag bin ich auch betroffen. Meinen Erstwohnsitz habe ich noch bei meinen Eltern, und so fuhr ich heute mit dem Zug in die Heimat, wo man im Wahllokal noch persönlich gekannt und geduzt wird, statt irgendeine Nummer zu sein, die den Personalausweis vorlegen muß. Nettes Gefühl! Und so bin ich gemütlich mit meinen Eltern zum Wahllokal geschlendert (statt wie viele andere den ach so langen Weg von nur wenigen 100 Metern mit dem Auto zurückzulegen)
Da meine Schwester gestern für einige Monate nach Irland geflogen ist, habe ich in nächster Zeit ihr Auto zur Verfügung und bin damit zurück in meine WG gezockelt. Dabei ist mir wieder eingefallen, warum ich nicht mehr gerne Auto fahre. Erstens fahren alle beschissen (außer mir natürlich) und zweitens viel zu aggressiv und nötigend. Damit meine ich, z.B. bei 160 während des Überholvorgangs von einem Tiefflieger weggedrängt zu werden oder schlagartiger Spurwechsel ohne Sicherheitsabstand und Blinker (und sich dann erschrecken, wenn ich erzürnt hupe!).
So, und jetzt wird Wahl-TV eingeschaltet, will ja wissen, wie's ausgegangen ist. Gerade habe ich eine Rund-E-Mail von einer Bekannten erhalten, die über zweifach gefaltete Wahlzettel berichtete, bei denen man aufgrund der Faltweise die Parteien am unteren Rand des Wahlzettels übersehen konnte. Bin mal gespannt, ob das noch ein Nachspiel hat. Und jetzt... noch 10 min!
utopolis - 26. Mär, 17:52 - abgelegt in:
Das wahre Leben
Jetzt weiß ich auch, warum meine letzte Bewerbung erfolgreich war: Die gute Frau von der Post hatte mir nämlich beim Abschicken der Bewerbungsunterlagen einen speziellen Glücksstempel auf den Briefumschlag gedrückt und meinte, das hätte noch jedes Mal bei einer Bewerbung geholfen. Damals hab ich's nicht wirklich geglaubt, aber wie wir jetzt alle wissen, stimmt es doch.
Wie versprochen habe ich ihr heute gesagt, daß es tatsächlich geklappt hatte, ich den Job aber letztendlich doch abgesagt habe. Sie hat mir versprochen, auf meine heutige Bewerbung auch den speziellen Glücksstempel zu drücken, damit es wieder klappt!
Echt eine gute Seele, diese Frau. Letzten Sommer hat sie mir schon einmal
aus der Bredouille geholfen. Hoffentlich wird ihre kleine Filiale nicht von der Post wegrationalisiert!
utopolis - 23. Mär, 18:01 - abgelegt in:
Das wahre Leben
So trällerten Genesis im "Calling all Stations"-Album. Doch was die EU gerade plant (
Entsendung von 1500 europäischen Blauhelm-Soldaten in die Hauptstadtregion Kinshasa zur Abicherung von freien Wahlen) sehe ich mit großer Skepsis.
In einem Kommentar (
"Warum keine EU-Soldaten in den Kongo geschickt werden sollen") schreibt Rupert Neudeck ganz trefflich:
Nachdem die Europäer sich immer schon in Afrika blamiert haben, wollen sie sich jetzt noch einmal voll in die Nesseln setzen. Sie wollen wirklich den möglichen Abzug der Wahlhelfer und des EU und UNO Personals vorbereiten und sichern, „sollte es zu gewalttätigen Unruhen“ kommen. Das Datum für die Wahlen in diesem Land ist noch nicht mal bekannt.
(...)
Alles ist schon immer falsch gemacht worden im Kongo, der sog. Demokratischen Republik. Unter der sog. Regierung des Kongo unter dem wirklichen (oder vermeintlichen?) Sohn Joseph des ermordeten Laurent Desire Kabila kann nichts wachsen, was Demokratie und staatlicher Zusammenhalt bedeutet. Die UNO hat sich eingenistet mit einer starken Truppe, die aber durch die Vergewaltigungs-Orgien mit kongolesischen Mädchen im schwerbewachten UNO Quartier in Bunja und in Ituri so ihren Ruf kaputt gemacht hat, dass von denen auch kein Heil ausgeht.
(...)
Diese Mission kann noch schlimmer in die Hose gehen als es die bisher schändlichste der Europäer und US-GI’s war, nämlich die in Somalia. (...) Es macht bei diesem fortwesenden Apparat im Kongo-Zaire wenig Sinn, Wahlen zu veranstalten noch diese Wahlen zu beobachten, noch diese Beobachter zu schützen bzw. Ihre Evakuierung vorzubereiten.
Ein riesiges, unübersichtliches, tropisches Land. Extreme Korruption. Und selbst wenn es zu wirklich freien Wahlen kommen sollte, wer garantiert dann, daß das Ergebnis anerkannt wird und eine stabile und Durchsetzungsfähige demokratische Regierung an die Macht kommt, die die Milizen, Militärs und Paramilitärs im Griff hat? Meine Prognose: Von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
utopolis - 20. Mär, 17:05 - abgelegt in:
Ach, Afrika
Nachdem ich nun 10 Tage und Nächte überlegt und mit vielen Freunden darüber gesprochen habe, ist heute die definitive Entscheidung gefallen. Ich habe gerade mit dem Geschäftsführer telefoniert und ihm gesagt, daß mich zwar das Unternehmen, nicht aber die konkrete Aufgabe interessieren, worauf er sehr verständnisvoll reagiert hat. Sie hätten sich das schon gedacht, so wie ich im Vorstellungsgespräch meine Interessen dargestellt habe, aber sie wollten es trotzdem mal bei mir versuchen.
Sie könnten mir jetzt sagen, daß sie vielleicht verstärkt in meinem Interessengebiet aktiv werden wollen, aber sie können mir natürlich nicht garantieren, daß sie auch entsprechende Aufträge an Land ziehen. Jedenfalls behält er meine Kontaktdaten und jetzt wo wir uns kennen, kommt er vielleicht wieder auf mich zu, wenn sie die passende Arbeit für mich haben. Darum wollte ich ihn eigentlich bitten, aber der Vorschlag kam sogar von ihm.
Tja, nun sitze ich wieder hier, froh, daß diese Entscheidung getroffen ist und bedauernd, daß es in diesem Unternehmen nicht geklappt hat. Da kann mich jetzt in die liegengebliebene Arbeit stürzen...
utopolis - 20. Mär, 08:51 - abgelegt in:
Das wahre Leben
Das Vorstellungsgespräch letzte Woche ist richtig gut gelaufen. Sehr sympathische Leute und verkaufen konnte ich mich auch richtig gut. Das Unternehmen und die Branche interessieren mich sehr, doch es gibt einen Haken. Und das wäre die konkrete Aufgabe, die mich bei dieser Stelle erwarten würde. Nicht besonders herausfordernd und nicht besonders spannend. Der Geschäftsbereich, der mich eigentlich am meisten interessieren würde, spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle im Unternehmen. Und so niedrig wie das Qualifikationsniveau ist, so niedrig ist auch die Bezahlung. Es ist wirklich nicht viel, wenn ich das so mit anderen Absolventen aus meiner Fachrichtung vergleiche. Aber es ist angesichts der Aufgabe eben angemessen.
Seit dem Vorstellungsgespräch quäle ich mich mit der Frage, ob ich diesen Job annehmen würde. Ich würde endlich Geld verdienen (4faches Arbeitspensum im Vergleich zu bisher, dafür aber nur knapp doppelter Lohn) und könnte in einem Jahr etwas Neues suchen. Dafür würde mir die Arbeit allerdings nicht wirklich Spaß machen.
So, und heute kam der Anruf, ob ich die Stelle antreten möchte. Mist! Bis Montag habe ich mir Bedenkzeit auserbeten und kann mich jetzt richtig mit der Frage quälen, "Job annehmen oder nicht".
Und dann war da heute noch ein zweiter Anruf von einem Studienfreund, der mir von einer Stelle in seinem Team berichtete und wissen wollte, ob ich noch was suche. Die Arbeit bei ihm wäre anspruchsvoller und das Bruttogehalt entsprechend üppig, nämlich genau das Doppelte von dem anderen Job. Soviel Kohle verdient man sonst nur als EU-Beamter. (Dafür habe ich mich übrigens auch beworben; da gehts demnächst zum Auswahlverfahren...)
Jeder gibt mir andere Ratschläge und ich weiß auch, daß ich die Entscheidung letztlich selber treffen muß und daß es im Leben immer wieder solche Entscheidungen und Weichenstellungen gibt. Doch die sind mir bisher noch nie so schwer gefallen wie diese hier. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach? Habe ich andererseits den Stellenmarkt schon gründlich genug abgegrast? Kann ich mir erlauben, eine Stelle, nach der andere vielleicht Monate suchen und sich die Finger lecken würden, einfach so in den Wind zu schlagen? Oder verkaufe ich mich unter Wert? Und habe ich schließlich nicht noch einige andere Möglichkeiten?
Ich werde wahrscheinlich durchdrehen am Wochenende! :-/
utopolis - 16. Mär, 22:58 - abgelegt in:
Das wahre Leben