Im Herbst hatte mir ein Schwede den Trainee-Job bei einem EU-Programm
weggeschnappt. Gestern ging es nun auf Exkursion dorthin und ich bin inkognito mitgereist. Zwar kannte ich schon alles, was dort vorgestellt wurde, aber ich war sehr gespannt, was die beiden Trainees (also besagter Schwede und eine Portugiesin) so über ihren Job erzählen würden.
Der Portugiesin schlug bei ihrem Kurzvortrag das Herz hörbar bis zum Hals, während sie sich krampfhaft zitternd an einem Blatt Papier festhielt. Den Vogel aber schoß der Schwede ab. Also mein (Noch-Hiwi-)Chef würde mir den Kopf abreißen, wenn ich mich vor externem Publikum - und seien es nur 20 Studis - mit einem T-Shirt mit der fetten Aufschrift "CRUEL" präsentieren würde, dabei ununterbrochen mit einer Schlüsselkette spielen, die ganze Zeit mit offenem Mund (!!!) Kaugummi kauen (!!!) und debil herablassend fett und breit grinsen würde.
Und was die beiden Hübschen über ihre Erfahrungen so erzählt haben, hat mich dann doch überzeugt, daß sie es dringend nötiger haben dort zu arbeiten als ich.
Der Schwede war z.B. hin und weg von der Tatsache, daß man über andere Länder in Europa nicht nur was lesen kann, sondern sogar mal hinreisen. Boah leck, ey, geile Sache dieses Europa! Mein Chef fragte ihn dann, was er denn nach seiner Europa-Erfahrung nun machen wolle. Antwort: "Zurück nach Schweden!"
Okay, nicht jeder ist so wie ich in einer Gegend aufgewachsen, in der man binnen maximal 1 Stunde in einem von drei Nachbarländern ist. Und wenn man zur Erlangung dieses Traineeships dumm sein muß wie ein Meter Feldweg oder genauer ein "Vollpfosten" (Zitat mein Chef auf dem Rückweg) mit null internationaler Erfahrung, dann bin ich wirklich überqualifizert.
Jedenfalls habe ich meinen Frieden mit dem Laden geschlossen und bin heute ganz froh, dort nicht zu arbeiten. Im Leben passiert eben doch alles aus irgendeinem Grund!
utopolis - 21. Jan, 12:25 - abgelegt in:
Unterwegs