Was bedeutet das heute noch?
Ein verregneter Feiertag, so richtig schön zum Faulenzen. Außer der Tatsache, daß ich heute vormittag statt auf der Arbeit im Fitneßstudio war. Ansonsten heute viel und lecker gekocht und gegessen und wieder auf der Couch abgehangen. Und eigentlich war ich zu faul zum Bloggen und der "Tag der Deutschen Einheit" tangierte mich bis heute abend nur anal-peripher. Doch gerade habe ich mal wieder "Good-bye Lenin" gesehen und das brachte doch Erinnerungen zurück an die Zeit, als ich 13 Jahre alt war. Damals, 1990.
Ich erinnere mich daran, daß ich irgendwann genervt war davon, daß in besagtem Jahr die Nachrichten immer voll waren mit irgendwelchen Neuigkeiten über die anstehendeAnnexion der DDR Wiedervereinigung. Ich weiß auch noch, daß ich am 2. Oktober bis Mitternacht wach geblieben bin und vorm Radio in meinem Zimmer hing, weil ich diesen historischen Moment wach und nicht schlafend erleben wollte.
Am äußersten Westrand der BRD aufgewachsen, kannte ich die DDR nur aus Atlanten. Im täglichen Leben kam sie nicht vor. Bis eines Tages der Bruder einer Seniorin aus der Nachbarschaft (die wohl noch rechtzeitig vor dem Mauerbau geflüchtet war) in Rente ging und daher auch mal aus der DDR ausreisen durfte. Ende der achtziger kam er einmal im Jahr mit seinem Trabbi von "drüben" angeknattert und bestaunte alles, was für uns das Alltäglichste auf der Welt war. Er kaufte Schokolade und billige Plastik-Armbanduhren als besonderes Mitbringsel für die Daheimgebliebenen. Schokolade, die wir mal ebenso im Supermarkt mitgenommen haben, wenn meine Schwester und ich nur quengelig genug beim Einkaufen mit Mama waren. Ich habe mich immer gefragt, wie er die weite Strecke mit seinem seltsamenAuto Gefährt unbeschadet zurücklegen konnte. Sein Auto und sein Staunen waren für uns so exotisch wie unsere Schokolade für ihn.
Und heute? Wenn mir jemand sagt, daß er/sie aus dem Osten kommt, dann ist das für mich lediglich eine geographische Zuordnung; genauso wie wenn jemand aus dem Norden oder aus dem Süden kommt. Einer meiner besten Freunde kommt aus Sachsen und ich finde seine Sätze, die mit "jetzt, wo wir drüben auch Westen haben..." anfangen, immer so herrlich. Ein entspannter Umgang mit Geschichte. Was heute selbstverständlich ist und Anlaß zum Schmunzeln gibt, war nicht immer so. Man muß 16 Jahre danach sicher nicht aus Pflichgefühl in Jubeleuphorie ausbrechen, aber man sollte sich von Zeit zu Zeit daran erinnern, welche Freiheiten und Freundschaften wir so selbstverständlich hinnehmen und warum sie so selbstverständlich sind.
Beim Ende von "Good-bye Lenin" mußte ich mit einem Schmunzeln auch an einen typisch trockenen Spruch meines sächsischen Freundes denken: "Ihr wolltet Euch ja nicht befreien lassen."
Ich erinnere mich daran, daß ich irgendwann genervt war davon, daß in besagtem Jahr die Nachrichten immer voll waren mit irgendwelchen Neuigkeiten über die anstehende
Am äußersten Westrand der BRD aufgewachsen, kannte ich die DDR nur aus Atlanten. Im täglichen Leben kam sie nicht vor. Bis eines Tages der Bruder einer Seniorin aus der Nachbarschaft (die wohl noch rechtzeitig vor dem Mauerbau geflüchtet war) in Rente ging und daher auch mal aus der DDR ausreisen durfte. Ende der achtziger kam er einmal im Jahr mit seinem Trabbi von "drüben" angeknattert und bestaunte alles, was für uns das Alltäglichste auf der Welt war. Er kaufte Schokolade und billige Plastik-Armbanduhren als besonderes Mitbringsel für die Daheimgebliebenen. Schokolade, die wir mal ebenso im Supermarkt mitgenommen haben, wenn meine Schwester und ich nur quengelig genug beim Einkaufen mit Mama waren. Ich habe mich immer gefragt, wie er die weite Strecke mit seinem seltsamen
Und heute? Wenn mir jemand sagt, daß er/sie aus dem Osten kommt, dann ist das für mich lediglich eine geographische Zuordnung; genauso wie wenn jemand aus dem Norden oder aus dem Süden kommt. Einer meiner besten Freunde kommt aus Sachsen und ich finde seine Sätze, die mit "jetzt, wo wir drüben auch Westen haben..." anfangen, immer so herrlich. Ein entspannter Umgang mit Geschichte. Was heute selbstverständlich ist und Anlaß zum Schmunzeln gibt, war nicht immer so. Man muß 16 Jahre danach sicher nicht aus Pflichgefühl in Jubeleuphorie ausbrechen, aber man sollte sich von Zeit zu Zeit daran erinnern, welche Freiheiten und Freundschaften wir so selbstverständlich hinnehmen und warum sie so selbstverständlich sind.
Beim Ende von "Good-bye Lenin" mußte ich mit einem Schmunzeln auch an einen typisch trockenen Spruch meines sächsischen Freundes denken: "Ihr wolltet Euch ja nicht befreien lassen."
utopolis - 3. Okt, 22:19 - abgelegt in: Das wahre Leben